Neun Kelche - auf dem Kopf.
Passt mir ÜBERHAUPT nicht. Ich hab mir eine schöne, aufrecht liegende, interessante, ermutigende Karte gewüscht.
Stattdessen die. Und noch aufm Kopf.
Es ist je eine Karte, die vom Bild nicht so ansprechend ist (finde ich), doch eine wunderbare Bedeutung hat. Was hab ich also zu meckern?
Dass die Karte mir nicht passt ist eine Illustration ihrer Bedeutung, wenn sie umgekehrt liegt: Mir passt nicht, was ich bekomme. Ich hätt lieber was anderes. :P
Statt rumzuhadern nehme ich den Rat an und beschäftige mich eingehender mit dem, was IST.
Mich berührt etwas, das ich selbst zu dieser Karte geschrieben habe:
"deine Flüsse fließen
fließen über - Überfluss
formen das Land drumdrum"
Wenn es uns gut geht, wenn wir das Wasser des Lebens gefunden haben — unsere innere Quelle — dann hat das heilsame Wirkung auch auf unsere Umgebung und auf die Menschen, mit denen wir zu tun haben.
Wenn wir den Zugang zur Quelle nicht haben, oder aus Trotz das Wasser des Lebens nicht trinken wollen — wie es bei umgekehrter Karte angezeigt sein kann — dann hat das genauso Wirkung. :P
Carol Bridges nennt diese Karte "Die spirituelle Familie".
Das Begreifen, Spüren und sich Bewusst Werden, dass wir mit allem und allen verbunden sind.
Sie spricht von Dingen, die uns umgeben, die ohne Liebe hergestellt wurden, durch Ausbeutung der Natur (dazu gehören auch Tiere und Menschen), aus Gier.
Noch "hören wir nicht auf, die Produktion toter Dinge zu erhöhen. Wenn sie zu belastendem Abfall werden, schert uns das wenig."
Sie fordert uns auf, uns von solchen toten Dingen zu befreien. Sie zu verschenken - ich denk grad, wir können sie auch noch ein bisschen mit guten Vibes und Wünschen beleben, bevor wir sie weggeben. Sogar, wenn wir etwas wegwerfen, können wir es mit guten Wünschen und, naja, Liebe beleben.
Carol Bridges: [die Karte] "symbolisiert die Abkehr von der Trennung und die Hinwendung zur Gemeinschaft mit allem, was ist. Diese Gemeinschaft braucht [...] Entwicklung und Pflege. [...] Es gibt keine toten und wertlosen Teile des Lebens mehr, die eine Last für dich bedeuten würden. Du befindest dich auf einer Reise zu deiner wahren Familie und zu einem sinnvollen Leben."
Auf dem Kopf liegend kann die Karte also dazu raten, sich von leblosem, lieblosem Ballast zu befreien und zu spüren und bewusst zu machen, dass wir alle verbunden sind und unserer spirituellen Familie angehören.
In der alten Schule (Golden Dawn, in dessen Auftrag speziell diese Karten gemalt wurden) kann die neun Kelche auf dem Kopf Befreiung bedeuten. Das Erkennen von vorher verborgenen Wahrheiten.
Arthur Edward Waite schreibt in seinen Buch "Pictorial Key to the Tarot" (das war das allererste Buch, das zu diesem Deck erschien) zur umgekehrten Neun der Kelche: ' truth, loyalty, liberty ' - Wahrheit, Loyalität, Freiheit.
Das ist doch SCHÖN! =)
Ich stelle fest, dass ich grad bei dieser Karte vieles aus der alten Schule als "wahr" erkenne - so wie oben beschrieben. Es dockt was bei mir an, es fühlt sich harmonisch und stimmig an.
Ich stelle auch fest, dass sich mein Wunsch doch erfüllt hat. =)
Indem ich genauer geguckt habe was ich bekommen HABE; statt zu hadern, dass es nicht das war, was ich mir vorgestellt hatte.
Die umgekehrte Neun der Kelche ist also auch eine sehr positive Karte, die von Entgiftung kündet. Wahrheiten kommen ans Licht, und das Ergebnis ist nicht (wie bei der Fünf Kelche) Schmerz, Trauer, Ratlosigkeit. Hier führt die Ent-Täuschung zu tieferer Erkenntnis, oberflächliche Konventionen werden nicht mehr mit der Wirklichkeit verwechselt.
Sehr verstrickte, verknäulte, verknotete Situationen können entwirrt werden, weil wir den "Faden der Wahrheit" erkennen können, der irgendwo auch im Knäuel drin ist. Wenn wir diesem Faden folgen, wenn wir loyal zu uns selbst und zu anderen (nicht zu deren Egos, nicht zu unserem Ego!) sind, können wir uns befreien und zur wirklichen Freude, zur Quelle kommen.
So finden wir das Wasser des Lebens.